Der indianischen Legende zufolge gab der Schöpfer den Tieren des Waldes einst den Mond zum Spielball, um Zwist mit den Vögeln auszutragen. Für die amerikanischen Ureinwohner, welche es seit jeher für sich nachspielen, ist das Spiel daher spirituell geprägt und tief mit ihrer Kultur verbunden. Sie gelten als Erfinder des Lacrosse, welches damit vermutlich die älteste Teamsportart der Welt ist.
Alle Stämme um die großen Seen Nordamerikas kennen die Legende und pflegen noch heute deren Tradition. Das Selbstverständnis des Lacrosse als vom Schöpfer gegebenes Spiel spiegelt sich in seiner Präsenz in jedem Aspekt des Lebens der Indianer wieder: So war das Lacrossespiel seit jeher ein Grund für Stammestreffen. Es heißt auch, ein gutes Spiel könne die Aufmerksamkeit des Schöpfers auf sich ziehen und Krankheiten heilen.
Als spirituelles Spiel gab es auch keinen Zweifel am Ergebnis, wenn sich zwei Stämme zum Lacrosse zusammenfanden: Der indianische Name lautet “Baggataway”, was so viel bedeutet wie “Der kleine Bruder des Krieges”. Nicht selten wurden Fehden über tagelange und auch blutige Zusammentreffen mit hunderten Spielern beigelegt.
Noch heute wird jedem in den Reservaten geborenen Kind ein kleiner Lacrosseschläger in die Wiege gelegt: Er steht dafür, dass mit ihm die Tradition des Volkes weiter lebt.
Den Indianern wird als Begründern des Lacrosse in den Weltmeisterschaften eine eigene Mannschaft zugestanden: Die Iroquois Nationals, die oft für ihre Natürlichkeit und Eleganz im Spiel bewundert werden. In der WM 2014 in Denver belegten sie hinter Kanada und den USA den dritten Platz.
Seit der ersten Erwähnung um 1630 herum durch Missionare hat sich das Spiel stark gewandelt. Es wurde von den europäischen Einwanderern schnell übernommen und kultiviert. Seinen heutigen, für manche befremdlich anmutenden Namen erhielt das Spiel auch von ihnen: Das französische “Crosse” steht für den Bischofsstab, an den sich die gläubigen Einwanderer von den Holzschlägern erinnert fühlten. Heute ist es Nationalsport Kanadas und hat besonders an den amerikanischen Universitäten große Verbreitung gefunden. Lange hatte der Sport mit dem Ruf zu kämpfen, nur den Eliten zugänglich zu sein. Heute jedoch erfreut er sich zunehmender Beliebtheit in ganz Amerika und Europa und gehört zu den am schnellsten wachsenden Sportarten der Welt. Zunehmend wird man sich dabei auch den Wurzeln des Lacrosse bewusst. Als wichtiger Teil ihrer Kultur steht Lacrosse für das Souveränitätsbestreben der Iroquois. Eine ausführliche Dokumentation kann hier angesehen werden.